Begegnung mit Otto Sauter
Der Komponist und der Trompeter. Zwei Meister ihres Fachs, zwei Createure, zwei Musikverschworene. Wollte man sagen, die beiden seien zwei unterschiedlichen Kulturkreisen entwachsen, wäre das im Hinblick darauf, dass Musik bekanntlich Schwingen verleiht, wohl keine unrichtige Behauptung.
Mikis Theodorakis - lange schon lebende Legende, charismatische Persönlichkeit, verströmte sich seit seiner Kindheit in Melodien. Er hauchte einem außergewöhnlichen Werk Leben ein. Dieser Bestimmung, sich mit Leib und Seele der Musik zu verschreiben, folgte er über Jahrzehnte emphatisch und zugleich mit äußerster Disziplin - mehrmals bekanntlich auf Leben und Tod. Hunderte von Liedern entband er der Tonlosigkeit, aber auch sinfonische Werke, denen großartige Dramatik innewohnt.
Otto Sauter, der begnadete Musiker, wurde vor einigen Jahren von der Musik, aber auch von der Persönlichkeit des Komponisten Theodorakis in Bann gezogen. Er horchte, merkte auf. Und das mag etwas heißen bei einem, dessen feines Gehör schon viel vernommen und voneinander unterschieden hat. Nicht nur der Atem der Theodorakisschen Musik war es, den Sauter als deren Interpret einsog, sondern gleichzeitig überraschte ihn das Phänomen, dass diese Melodien in ihm selbst etwas Ureigenes zu berühren vermochten. Vielleicht wegen des Zaubers jener unverwechselbaren rhythmisierten Emphase.
Der Komponist und der Musiker trafen eine Verabredung zum gemeinsamen Projekt: die Rhapsodie für Trompete. Beide Künstler waren seit dem Augenblick ihrer ersten Unterhaltung davon überzeugt, dass das musikalische Material der Theodorakis-Lieder in kongenialer Weise durch Sauters Trompete zum Klingen gebracht werden wird - durch das, was beider Männer Lebensentwurf zugrunde liegen mag: sich an der Grenze des Wahrnehmbaren zu bewegen, sie zu überschreiten. Emphase zu disziplinieren und im selben Atemzug die Seele der Musik in ihrer Gelöstheit sprechen zu lassen.
Die Rhapsodie im Sinn, machen sich Mikis Theodorakis und Otto Sauter auf den Weg...
I.K.